Die Ausstellung bietet einen Überblick der historischen, kulturellen und baulichen Entwicklungen des motorisierten Verkehrs mit Fokus auf das Hochtal des Engadins. Es geht um die Fragen, wo die Grenzen des Wachstums sind und wie eine Zukunft mit mehr oder weniger Verkehr aussehen könnte.
Vor genau 100 Jahren fiel im Kanton Graubünden der Entscheid, der die Region nachhaltig prägte: 1925 stimmten die Bündner Männer der Aufhebung des Autofahrverbot zu. Besonders im Engadin markiert dieses Datum den Beginn einer neuen Ära – von der Abgeschiedenheit zur motorisierten Mobilität, vom Pferdefuhrwerk zur beschleunigten Moderne. Die Folgen sind bis heute sichtbar – Landschaft, Infrastruktur und Lebensalltag haben sich seither nachhaltig verändert.
Was heute kaum mehr vorstellbar ist: Um 1900 waren Autos in Graubünden verboten. Der Lärm, der Staub und das hohe Tempo der neuen Fahrzeuge stießen auf Ablehnung. Vor allem die Fuhrhalter-Lobby und die im Aufbau begriffene Rhätische Bahn setzte sich erfolgreich gegen das Auto zur Wehr. Der Kleine Rat des Kantons reagierte mit einem generellen Fahrverbot auf allen Bündner Strassen – ein europaweit einzigartiger Schritt. Nur unter Auflagen und mit Sonderbewilligungen durften Fahrzeuge verkehren.
Mit dem wachsenden Tourismus mehrte sich jedoch der Druck: Gäste wollten mit dem eigenen Wagen ins Engadin reisen, Hoteliers und Gastwirte engagierten sich gegen das Verbot. Nach zähem Ringen fiel 1925 der Entscheid zur Aufhebung – der Wandel nahm Fahrt auf.
Strassen wurden gebaut, Alpenstrassen verbreitert und der neuen Mobilität angepasst. Auch entlegene Täler und Orte waren nun per Auto oder Postauto erreichbar. Die Fahrt durch die Bündner Bergwelt wurde zum Erlebnis – der Blick durch die Windschutzscheibe bot eine neue Perspektive auf die alpine Landschaft. Bereits in den 1930er- und 1940er-Jahren legten Ingenieure Passstrassen bewusst so an, dass sie ein besonders eindrückliches Panoramaerlebnis boten.
Mit dem Auto kam auch die passende Infrastruktur: Strassenbau und Kunstbauten einerseits, Tankstellen und Parkplätze andererseits prägten zunehmend das Landschaftsbild und gehörten bald zum Alltag.
Heute, hundert Jahre später, ist das Auto und die damit verbundenen Bauten immer noch ein Thema: Wie kann man in einem Hochgebirgstal, wie das Engadin, weiterhin mobil sein und gleichzeitig dem Klimawandel und einer ökologisch sinnvollen Entwicklung Rechnung tragen?
Die Ausstellung spannt einen Bogen zwischen den Anfängen der Autofreiheit im Kanton Graubünden 1925 und den damit verbundenen baulichen und kulturellen Entwicklungen bis heute. Historische und zeitgenössische Aufnahmen bieten den Besucher:innen einen Einblick rund um das Thema Automobil und seiner Infrastrukturbauten im Hochtal Engadin.
Weitere Informationen >